15.11.2021
Volles Haus beim Tag der offenen Türen. Über 180 Personen wollten das Untergeschoss aus Holz sehen und spüren. Das Mehrfamilienhaus BMW15 in Thun ist ein innovatives Vorzeigeprojekt: Es steht auf dem schweizweit ersten Keller aus Holz, kommt ohne Heizung aus und wurde vollständig ohne Beton gebaut.
Das Interesse an dem Vorzeigeprojekt war enorm: Am Samstag 13. November 2021 besuchten über 180 Personen den Neubau von Stefan Zöllig. Wir freuen uns über die grosse Besucherzahl und die spannende Berichterstattung in den Tageszeitungen oder 20 Minuten online.
Die Besucherinnen und Besucher konnten es selber feststellen: In den Wohnungen herrschen behagliche Temperaturen – auch ohne Heizung. Dass moderne Häuser ganz ohne Heizung auskommen, wird in Thun bewiesen. In Gebäuden gibt es viele Wärmequellen, beispielsweise Küchengeräte und Computer. Auch Menschen strahlen konstant Wärme ab. Wird zusätzlich die Sonneneinstrahlung ideal genutzt und ist das Haus gut gedämmt, braucht es heute bei guter Konzeption keine Heizung mehr.
Vorteil
Oberflächentemperatur
Gut gedämmte Wände sind wichtig. Denn: Je kleiner die
Differenz zwischen der Oberflächentemperatur der Wände, Böden und Decken zur
Lufttemperatur ist, desto behaglicher ist es in einem Raum. Darum fühlen wir
uns in Holzgebäuden mit guter Wärmedämmung wohl – auch bei etwas tieferer
Raumtemperatur. So können Gebäude energiesparsamer betrieben werden. Zudem hat
Holz eine gefühlt höhere Oberflächentemperatur als Beton, Stahl oder Glas, was
das Wohlbefinden zusätzlich steigert.
Effiziente
Nachtauskühlung ermöglichen
Durch die Klimaerwärmung wird es künftig mehr und wärmere
Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius geben. Der sommerliche
Wärmeschutz gewinnt daher an Wichtigkeit. Damit wir uns auch an heissen
Sommertagen wohlfühlen, müssen Gebäude in der Nacht auskühlen können. Wichtig
dafür sind Fenster mit ausreichendem Witterungs- und Einbruchsschutz und
Insektenschutzvorrichtungen. Eine aussenliegende Verschattung und angemessene
Fenstergrösse sind ebenso wichtig.
Masse gleich Dummheit
Lange galt die Meinung, dass der sommerliche Wärmeschutz nur
über den Einbau von viel Masse erreicht werden kann. Das ist falsch. Alte
Schlösser mit ihren meterdicken Wänden mögen im Sommer kühl bleiben. Das ist
aber insbesondere auf die kleinen Fenster zurückzuführen. Moderne Architektur
hat oft grosse Fensterflächen. Einmal aufgeheizt, kann zu viel thermische Masse
zur Hitzefalle werden, insbesondere in innerstädtischer Lage, wo nachts die
Gebäude nicht ausreichend auskühlen können. Wichtige Einflussgrössen für einen
guten sommerlichen Wärmeschutz sind angemessene Fensterflächen, guter
Sonnenschutz und die effiziente Nachtauskühlung.
Häuser ohne Heizungen und ohne Klimaanlagen leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein noch grösseres Potenzial für die Energieeinsparung liegt in der Auswahl der Baumaterialien. Im Hochbau ist Holz bereits verbreitet. Der nächste Schritt ist der Verzicht auf klimaschädliche Baumaterialien wie Stahl und Beton – auch in Untergeschossen und bei der Bodenplatte. Damit Keller künftig serienmässig aus Holz hergestellt werden können, sind einige Forschungsfragen zu klären. Ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule zusammen mit Timbatec, TS3 und weiteren Wirtschaftspartnern nimmt sich aktuell dieser Fragen an. Aus dem Kreis der Forschungspartner soll ein Start-up gegründet werden, das ab 2023 operativ aktiv wird.
Im Video sehen Sie, wie das Gebäude Thun entstand.